Magnetbänder archivieren: Auf das Klima kommt es an! Analoge magnetische Datenträger sind eigentlich recht stabil, solange sie richtig gelagert werden. Die ISO 18923 gibt klare Empfehlungen für die optimalen Archivierungsbedingungen.
Zu unterscheiden ist dabei zwischen Magnetbändern auf Acetat-Basis (Einsatz fast ausschließlich vor 1960) und Bändern auf Polyester-Basis (ab 1960). Der Unterschied ist leicht festzumachen: Acetatbänder sind in der Folienebene lichtdurchlässig, Polyesterfolien dagegen nicht.
Das Essigsyndrom bedroht Acetatbänder Acetatbänder sind vor allem durch das sogenannte Vinegar- oder Essig-Syndrom gefährdet; der Name deutet auf den stechenden Geruch nach Essigsäure hin, der sich mit fortschreitendem Zerfall einstellt. Es handelt sich dabei um eine autokatalytische, sich also selbst beschleunigende Zersetzung.
Es ist einer Infektion vergleichbar - und auch tatsächlich ansteckend: Ein einziges angesäuertes Band kann durch seine Säuredämpfe ein ganzes Archiv zerstören! Erreicht der Säurewert 10 % des Endwerts, beschleunigt sich der Verfallsprozess dramatisch: das Band wird dann in kurzer Zeit völlig zerstört.
Der mit Abstand wichtigste Gefährdungsfaktor ist die Lagertemperatur, der zweite die relative Luftfeuchtigkeit. "Kühl und trocken" ist daher die Lagerungsdevise bei Acetatmaterial, also in jedem Fall unter 11 °C. Bei 5 °C und 30 % rF findet nahezu keine Degradation statt, ideal sind daher 4-10 °C.
Sticky Shed Syndrome bei Polyesterbändern Weit weniger dramatisch ist ein typisches Alterungsphänomen bei Polyestermaterial. Das Sticky Shed Syndrome (SSS) bezeichnet ein klebrig werden der Bandoberfläche, das auffallenderweise vorwiegend bei Profi-Bändern aus der Produktionszeit 1975-1990 auftritt. Durch das Verkleben kommt es bei der Wiedergabe zu heftig schwankenden Abzugskräften im Wickel sowie starker Reibung an Bandlauf und Köpfen und damit zu einer starken Gleichlaufstörung (Flutter). Durch das Verkleben kann sich sogar die Magnetschicht ablösen. Ursache ist eine Hydrolyse des Polyurethan-Binders in der Magnetschicht durch die Luftfeuchtigkeit: lange Polymerketten brechen auf und die sich dabei bildenden Oligomere sind klebrig.
Polyesterbänder sollten daher möglichst trocken, aber nicht zu kühl gelagert werden. unterhalb von 11 °C kann es zum Ausschwitzen von Gleitmittel kommen. Ideal sind 11-20°C.
Temperatur und Luftfeuchte spielen zusammen In einem geschlossenen Luftvolumen steigt die relative Feuchte rF mit sinkender Temperatur, bis es beim Taupunkt zum Kondensieren kommt. Das darf natürlich im Medienarchiv niemals passieren! Die ISO 18923 empfiehlt deshalb folgende Klimaparameter:
- Bei 11 °C max. 50 % rF
- Bei 17 °C max. 30 % rF
- Bei 23 °C max. 20 % rF
In Deutschland können diese Werte im Regelfall nicht ohne klimatechnische Anlagen (Kühlung, Luftentfeuchtung) eingehalten werden. Deshalb sollte eine engmaschige Klimakontrolle selbstverständlich sein. Dazu eignen sich heutzutage preiswerte elektronische Klima-Datenlogger, die in frei zu definierenden Zeiträumen automatisch Temperatur und relative Feuchte messen. Die so über einen längeren Zeitraum gesammelten Daten können dann über die USB-Schnittstelle an einem PC ausgelesen und grafisch dargestellt werden.
Klimadokumentation mit Datenlogger Der rechts abgebildete USB-Klimalogger kann von uns samt Software (Windows) bezogen werden. Er speichert 32.000 Messwerte, bei Messintervallen von 2 Sekunden bis 24 Stunden mit einer Auflösung von 0,1 °C bzw. 0,1 % rF. Bei einem Messintervall von 10 Minuten können somit 100 Tage Klimaverlauf dokumentiert werden. Die Software errechnet auch den Taupunkt (Dew Point) und die Verdunstungstemperatur (Wet BulbTemperature), die um so stärker von der gemessenen Temperatur (Dry Bulb Temperature) abweicht, je geringer die relative Feuchte ist (Psychrometer-Prinzip).
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